Gruselig aber schön
Meie gehn (60 Plus)
Krasteler dokumentierte "Heimat"-Dreharbeiten mit der Kamera
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Aus der Rhein-Hunsrück-Zeitung 5.10.2013 von Reporter Werner Dupuis
Krastel - Die Spannung vor der Premiere des Films "Die andere Heimat" von Edgar Reitz (wir berichteten) war bei vielen Heimatfreunden groß. Einen kleinen Beitrag zu dieser cineastischen Delikatesse leistet Gunter Weber.
Mit seiner Kamera ist er auf dem Hunsrück immer unterwegs, "wenn was los ist". Logischerweise verfolgte er auch die Dreharbeiten zum neuen Reitz-Film im vergangenen Jahr. Darüber entstand eine 39 Minuten lange Dokumentation auf DVD.
Es wird kaum ein Dorfjubiläum gefeiert, bei dem Weber nicht das Geschehen für alle Ewigkeit festhält. Er mag die Volksfeste und die Menschen, die hier zumeist gut gelaunt unterwegs sind und sich gern filmen lassen. Der Beller Markt bietet ihm beispielsweise immer ein Forum. Beim Hunsrück-Marathon ist er genauso ein Begleiter wie beim zweitägigen Fest des Kreismusikverbandes auf dem Simmerner Schlossplatz.
Fastnachtssitzungen sind ebenso sein Thema wie Aufführungen vom Dorftheater. Zurzeit beobachtet er mit aufmerksamen Augen den Bau von Windrädern im Wald seiner Gemeinde und hält minutiös Schritt für Schritt fest, wie die Giganten in den Himmel wachsen.
Ein Film von einer Nostalgiefahrt über den Hunsrück mit sechs Schienenbussen brachte ihm viel Lob von den heimischen Eisenbahnfreunden ein. Die Liste seiner Reportagen ist lang.
Webers Lieblingsthema ist das Landleben. Dort, wo er selbst aufgewachsen ist, kennt er sich besonders gut aus. Er dokumentiert das Zeitgeschehen und die Veränderungen in seiner Hunsrücker Heimat.
Zur Konfirmation 1970 bekam der 58-Jährige seinen ersten Fotoapparat, eine Agfa Iso Rapid. Hier konnte er nichts einstellen, sondern nur auf den Auslöser drücken. Das machte ihn neugierig auf mehr. Von seinem geringen Lohn als Landmaschinenmechaniker-Lehrling kaufte er sich eine Polaroid. Dies waren die legendären Kameras, die mittels eines aufwendigen chemischen Verfahrens nach wenigen Minuten fertige Farbbilder lieferten.
Mit seiner ersten Filmkamera bannte er ab 1977 bewegte Bilder auf Zelluloid. Die technische Entwicklung ging rasant vonstatten. 1985 kaufte er sich eine Kamera, die auch den Ton aufnahm. Es folgten VHS und andere Formate. 2001 stieg Weber um auf die Digitaltechnik. Heute bedient er sich des hochauflösenden HD-Formats.
Als besonderen Service überspielt er VHS-Kassetten auf die silbernen DVD-Scheiben. Wenn die Sonne scheint, ist Weber, der zuletzt als Zivilangestellter bei der Bundeswehr seine Brötchen verdiente und sich in einer Freistellungsphase befindet, unterwegs. Wenn's stürmt und schneit, sitzt er in seinem zum Studio aufgerüstetem ehemaligen Hobbyraum und bearbeitet sein umfangreiches Aufnahmematerial.
Fasziniert war Weber von den Dreharbeiten zur "anderen Heimat" in Gehlweiler und den umliegenden Gemarkungen. Wann immer es möglich war, kiebitzte er mit seiner Kamera und beobachtete die professionellen Kollegen in der Kulisse der 1840er-Jahre. An den drehfreien Wochenenden, wenn die Besucher strömten, machte er Interviews.
Von der Peripherie aus verfolgte er auch das Geschehen, als sich die Hunsrücker im endlos langen Tross auf den Weg nach Amerika machten. Eine DVD mit bemerkenswerten Bildern und Szenarien ist daraus geworden, die er fast zum Selbstkostenpreis von 10 Euro für alle Heimatfreunde bereithält.